Histories in Transition

Das Projekt zielt darauf ab, das bisherige Verständnis der Kulturgeschichte der Geschichtsschreibung in der karolingischen und nachkarolingischen Welt (9.-12. Jahrhundert) durch eine innovative und fokussierte Untersuchung zweier wichtiger Zentren der Geschichtsschreibung dieser Zeit, Salzburg und Freising, in Frage zu stellen. Das Projekt untersucht, wie sich im Zuge der Transformation der karolingischen Welt die Art und Weise, wie Geschichte gedacht, organisiert, kompiliert und geschrieben wurde, verändert hat. Unter Berücksichtigung der jüngsten Fortschritte in der Erforschung der Materialität der Manuskriptproduktion wird das Projekt sowohl die Vielfalt der Strategien untersuchen, mit denen Texte über Geschichte geschrieben und mit anderen Texten in Manuskripten kombiniert wurden, als auch die Konsequenzen, die die Wahl der Schriften, die Seitengestaltung, die Anmerkungen und die kontextuellen Assoziationen mit anderen Texten in Mehrtextmanuskripten (MTM) für die Produktion von historischer Bedeutung hatten. Zweitens werden der soziale Kontext und die intellektuellen Horizonte dieser Produktionsformen analysiert: Welche Interessen standen dahinter? Lässt sich der Einfluss dieser Codices auf die Gesellschaft erkennen? Auf welche Weise wurde historisches Denken greifbar - und hat es sich zwischen dem 9. und dem frühen 12. Jahrhundert verändert? Unsere Leitfragen zielen auf (a) Kontextualisierung, (b) Bibliotheken und Skriptorien als Arsenale historischen Wissens und (c) die Bedeutung der Form. Das Projekt ist zugleich eine Pilotstudie für ein größeres internationales Kooperationsprojekt: Anhand von ca. 35 Handschriften sollen Standards nicht nur für die oben genannten inhaltlichen Aspekte, sondern auch für die digitale Präsentation des gesammelten Materials definiert werden.